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Vorstellungsrunde

Hof Stolze Kuh

Der Hof Stolze Kuh aus Stolzenhagen an der Oder hat sich seit 2014 der wesensgemäßen Milchviehhaltung auf 250 ha Naturschutzflächen im „Nationalpark Unteres Odertal“ verschrieben. Handwerkliche Milchverarbeitung in Direktvermarktung von Milchprodukten ohne Kompromisse und Fleisch & Wurst von Tieren, die da sterben, wo sie geboren wurden, bilden die Eckfeiler des Hofs.

Der Betrieb besteht u. A. aus Anja Hradetzky, 34 Jahre, studierte Ökolandbäuerin, seit 6 Jahren „Proud Cow Girl“, Expertin für den stressarmen Umgang mit Herdentieren bzw. der wesensgemäßen Tierhaltung, Aktivistin für eine neue bäuerliche Landwirtschaft sowie engagierte Buchautorin. Mit ihrem Mann Janusz hat sie alle Ideale, die Menschen im Umgang mit Rindern haben können, umgesetzt. Weiterhin beschäftigt die eigene Käserei und die Logistik weitere Angestellte am Hof.

Die Vorstellungsrunde wurde geführt mit Anja Hradetzky.

Was sind euere Qualitätsstandards und was bedeutet eigentlich „wesensgemäß“?

Wir machen Verbandsbio (demeter) und stehen für fair und regional produzierte Heumilch g.t.S. Das „g.t.S.“ steht für garantiert traditionelle Spezialität und besagt, dass wir auf Silage verzichten und die Kühe nur Gras und Heu fressen.

Unser Motto in Bezug auf das was wir tun ist: „Das Wesen der Kuh achten“. Heißt, dass wir über die physischen Bedürfnisse der Tiere hinausgehen und uns fragen, was braucht die Kuh wirklich: von einem Bullen gedeckt werden, sich selbst das Futter auf großen Weiden suchen, im Familienverband leben, ihr Kalb selbst aufziehen, ihre Hörner behalten (für Kühlung im Kopf und die Kommunikation) und in ihrem natürlichen Habitat leben.

Die wesensgemäße, naturnahe Milchviehhaltung mit ammengebundener Kälberaufzucht, mit behornten Tieren, Vollweide, Bullen in der Herde und Heu-Fütterung im Winter steht dabei im Mittelpunkt. 30 Kühe gefährdeter Zweinutzungsrassen („Original Braunvieh“, „Angler Rotvieh“ alter Zuchtrichtung, „Tiroler Grauvieh“ und „Deutsches Schwarzbuntes Niederungsrind“) weiden auf Naturschutzflächen des Nationalparkvereins Unteres Odertal. Als Ergänzung bewirtschaften wir von der NABU-Stiftung noch einen Extensiv-Acker.

Was sind aktuell die drei beliebtesten Produkte bei euch im Sortiment?

Ganz oben steht der Heumilchjogurt Pfirsich-Maracuja, weil er so schön cremig und rund ist und man sich manchmal schon nach etwas Exotik sehnt. Als Lassi (mit Wasser verschüttelt) ist er wunderbar erfrischend und energetisierend. Dann der Stolze Brat- und Grillkäse, weil er vielfältig ist: im Salat, auf dem Grill und in Gemüsegerichten so wie z. B. der indische Paneer. Und beliebt sind auch unsere reinen Rinder-Knacker, weil sie so schön handlich sind und ich mir schnell eine Packung mitnehmen kann. So können u. A. auch die männlichen Nachkommen auf unserem Hof verwertet werden.

Welches war das schönste Kompliment, das Dir jemand einmal gemacht hat in Bezug auf eure Produkte?

„Das schmeckt wie früher“ – ja, denn früher war es handwerklich und heute gibts eigentlich nur noch von Maschinen hergestellte Produkte zu kaufen. Logisch, dass Handarbeit anders schmeckt! 😉

Hast du Rezeptideen oder Tipps zu euren Produkten bzw. mit euren Produkten, auf die man so nicht kommen würde oder die du immer gern weitergibst?

Ich habe viel Arbeit, deshalb muss das Kochen nebenher gehen. Ich setz morgens nach dem Melken das Rinder-Gulasch mit viel Wasser an, hoffe, dass jemand in der Nähe ist und lass auf kleinster Stufe köcheln. Kurz vor 12 Uhr kommt dann ein Glas Stolze Sahne rein und abgeschmeckt wird mit Salz und Pfeffer. Je nachdem ob Zeit ist für Kartoffeln kochen diese, sonst werden direkt Nudeln im Gulasch mit gekocht und „fertsch“. Ich könnte mich reinlegen, so lecker finde ich das!

Kann man euch besuchen? Welche Möglichkeiten gibt es?

Ja sehr gern. Auf www.stolzekuh.de/seminare-weidebesuch gibts Termine fürs Kuhflüstern und die Weidebesuche. Begleitet mich auch gern zum Melken auf der Weide – 7 Uhr morgens fahr ich los. Das frühe Aufstehen lohnt sich immer! Für Gruppen gebe ich auch Führungen – einfach mit konkreten Terminideen anfragen. Unser Wiegehäuschen vor der Weinbergstr. 6a in 16248 Lunow-Stolzenhagen ist als Selbstbedienungsladen stets für euch geöffnet und jeden Samstag von 10 – 12 Uhr ist bei uns „Bauernmarkt am Stall“.

Seid ihr der Saisonalität unterworfen?

Wir haben uns wegen unserer Kälberaufzucht für die saisonale Abkalbung entschieden. So sind alle Kälber maximal 3 Monate vom Altersunterschied her alt und können in einer Gruppe mit den Mamis sein. Wenn der Altersabstand größer wird, saufen die Größeren den Kleineren die Milch weg und die wachsen dann nicht so gut. Das heißt auch, dass nach Weihnachten alle Kühe trockenstehen und es ab dem 21. Januar erst wieder Milchprodukte gibt. Beim Weidefleisch ist zu beachten, dass es eher wie Wildfleisch ist (durch die viele Bewegung) und dass wir im Rhythmus von 14 Tagen schlachten und deshalb nicht jede Woche Frischfleisch im Angebot ist.

Die wesensgemäße, naturnahe Milchviehhaltung mit ammengebundener Kälberaufzucht, mit behornten Tieren, Vollweide, Bullen in der Herde und Heu-Fütterung im Winter steht dabei im Mittelpunkt.

Anja Hradetzky vom Hof Stolze Kuh

Was wird euer nächstes Projekt? Was plant ihr noch in Zukunft?

Wir wünschen uns einen eigenen Hof, auf dessen Hof nahen Flächen wir unsere Ideen von regenerativer (Agroforst-) Landwirtschaft umsetzen können. Sonst bleiben wir unseren Idealen treu und machen weiter, auch wenn die industrielle Produktion aufs Gemüt drückt. Um über die Unterschiede aufzuklären, mach ich auch weiter Bildungsarbeit. Wir machen alles ein wenig anders als normal und geben uns wirklich große Mühe zu zeigen, dass es anders geht. Dieser Weg ist nicht immer leicht, aber wahnsinnig erfüllend!

Was ist aktuell dein persönliches Lieblingsgericht?

Oh, ich hoffe, die Melonen 🍈 unseres Gemüsebauern sind bald reif, dann genieße ich wieder aus einer ganz großen Schüssel Melone-Feta-Salat! Bis dahin nasche ich überall Beeren, wo ich welche finde und tanke mir unseren Fruchtjogurt rein.

Wenn Du ein Lebensmittel wärest: Welches wäre es? Und warum?

Ich bin der Heumilchjogurt. 🍨 Obendrauf eine etwas dickere Schicht – auch für die etwas gröbere Klarheit stehend, die gleichzeitig auch nährend ist, und darunter schön cremig, anpassungsfähig und flexibel und lange haltbar.☺️

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Lebst du die lokale bzw. regionale Zusammenarbeit mit anderen Erzeugern / Weiterverarbeitenden / Lieferanten? Wenn ja, wie sieht diese aus?

Wir kooperieren mit unseren Nachbarn vom Hof Schwalbennest und sind mit den Jungbäuerinnen vom Bündnis Junge Landwirtschaft gut in Kontakt. Wir teilen uns Flächen, Maschinen, Wissen und unterstützen beim Liefern. Zu meinen 2 Stunden Verkaufszeit am Samstag – beim Bauernmarkt am Stall – kommen immer auch noch Gemüse-Bäuerinnen, Imkerinnen und Handwerkerinnen aus der Region mit dazu.

Was bedeutet Marktschwärmer für dich?

Für uns steht Marktschwärmer für handwerklich-bäuerliche Betriebe, die transparent zeigen, was sie tun. Das kommt gerade ins Wanken und deshalb hoffe ich weiterhin, dass die Gastgeberinnen genau hinschauen, auch vorbeikommen und dahinterstehen, wer ins Angebot aufgenommen wird und wer nicht. Denn wir haben fast voll und ganz in der Direktvermarktung auf die Marktschwärmer-Karte gesetzt!